Diese Familie Möllerich ist verwandt mit den Möllerichs (Ludwig, Martha und Willi), für die bereits in Grebenstein vor einigen Jahren Stolpersteine verlegt worden sind.
Max Möllerich wurde am 12.12.1896 in Niederelsungen im Kreis Wolfhagen geboren. Er war Fleischermeister und heiratete Gerda Baruch, die Tochter des Kasseler Metzgermeisters Louis Baruch. Der betrieb seit 1886 in der Klosterstraße 24 eine Metzgerei. Gerda lebte seit ihrer Geburt am 23.2.1896 in ihrem Elternhaus, das ihr Vater 1908 von Metzgermeister Löwenstein übernommen hatte.
etwa hier war das Haus Nr.22
die 24 ist leider nicht mehr auf dem Bild
Max Möllerich zog 1921 in das Haus ein und arbeitete in der Fleischerei mit, die zeitweise auch als Wurstfabrik geführt wurde.
Das erklärt auch die große Anzahl von Fleischergesellen und -Lehrlingen, die im Laufe der Jahre dort gemeldet waren.
Nach
dem Tod von Gerdas Vater übernahm Max die Metzgerei, auch wenn Gerdas Mutter Berta Baruch formell weiterhin die Besitzerin war. Nach 1938 verschwindet die Fleischerei aus dem Erdgeschoss und die
Witwe
Baruch, die weiterhin Hauseigentümerin ist, und die Möllerichs wohnen nur noch in der ersten Etage. Zwar wird für Max noch der Beruf des Fleischermeisters angegeben, doch ist unklar ob er noch weiter als Metzger arbeiten darf.
Günter Ludwig, der einzige Sohn von Max und Gerda, der am 18.12.1923 zur Welt gekommen war,verließ 1939 sechzehnjährig das Elternhaus und zog für ein dreiviertel Jahr nach Hamburg und Ende 1940 für ein paar Wochen nach Berlin. Wir vermuten, dass er sich um Möglichkeiten der Flucht bemüht. Das bleibt offensichtlich erfolglos, und so kommt am 7.9.1942 für die gesamte Familie die Deportation nach Theresienstadt.
Deportationsliste 7.9.1942 Kassel - Chemnitz Theresienstadt
Von dort werden alle nach Auschwitz verbracht, Vater und Sohn am 29.9.1944, die Mutter fünf Tage später. Während die Eltern wohl gleich nach der Ankunft ermordet wurden, muss Günter Ludwig noch vier Monate Zwangsarbeit ertragen, bevor er am 25.1.1945 erst nach Sachsenhausen und dann am 17.2. nach Mauthausen deportiert wird. Das österreichische Konzentrationslager wurde gegen Kriegsende zum Zielort für Evakuierungen aus frontnahen Lagern. In mehreren großen Transporten kamen zehntausende Häftlinge hierher. Überfüllung, mangelnde Versorgung und grassierende Krankheiten führten in den letzten Monaten vor der Befreiung zu einem Massensterben unter den Gefangenen.
Nachtrag 1: Josefine Möllerich, geboren am 27.3.1864 (67?) in Ludwigsfeld, wohnte ebenfalls in der Klosterstraße 24 und wurde auch mit dem gleichen Transport nach Theresienstadt deportiert und am 29.9.1942 nach Treblinka.
Das Verwandtschaftsverhältnis ist unklar (vermutlich ist sie die Mutter oder die Tante von Max).
Nachtrag 2: Julius Möllerich, geboren am 18.10.1898 in Niederelsungen, Viehhändler und Schuster, war ein Bruder von Max Möllerich und hat (nach eigenen Angaben) auch in der Klosterstraße 24 (bei Max) gewohnt, bevor er 1936 nach Holland und von da aus nach Kolumbien geflohen ist.
Quellen:
Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden: hhstaw 518, 68280
Stadtarchiv Kassel: Adress- und Hausstandsbücher A 3.32 HB 539
Magistrat der Stadt Kassel (HG): Namen und Schicksale der Juden Kassels – 1933 bis 1945, Ein Gedenkbuch (bearbeitet von B. Kleinert und W. Prinz), Kassel 1986
Transportkarten Theresienstadt-Auschwitz 246-XV/1 und 621-XV/1, Internationaler Suchdienst Arolsen
Deportationsliste Kassel – Theresienstadt http://www.statistik-des-holocaust.de/list_ger_hhn_420907.html (1.2.2018)
20.2.2018 Jürgen Strube
Hier gibt es Fotos vom Tag der Verlegung der Steine.