Hedwig, Hermann und Hans Manfred Israel

Wilhelmshöher Allee 6

Der Beginn der Wilhelmshöher Allee auf Postkarten aus der Zeit kurz vor dem Ersten Weltkrieg. Das Haus, in dem die Familie Israel wohnte, ist das erste auf der rechten Seite nach der Torwache. (Hiistorische Fotosammlung der Murhard'schen Bibliothek. Foto rechts: Eberth)

 

Hedwig Israel
Hedwig Israel

Hans Manfred ISRAEL wurde am 30.12.1927 in Kassel geboren und lebte bei seinen Eltern. Über seine Kinderjahre und Schulzeit ist nichts bekannt. Mit knapp 14 Jahren wurde er mit ihnen nach Riga deportiert.

Mutter Hedwig ISRAEL geb. Lipper, stammte aus der westfälischen Kleinstadt Blomberg im Lipper Land. In ihrer Geburtsurkunde ist vermerkt, dass der ‚von Person bekannte Handelsmann Michaelis LIPPER und seine Ehefrau Bertha geb. Bergmann‘, am 26.7.1894 ihre Tochter Hedwig bekommen haben. 4 Jahre später wurde ihre Tochter Emmy geboren.

In Blomberg lebten schon seit der Reformation wenige Juden. Bald wieder vertrieben, setzte dann der Lipper Graf mit (teuren) Schutzbriefen ihre Wiederansiedlung gegen den Widerstand der örtlichen Kaufleute durch. Im 18.Jahrhundert entwickelte sich eine kleine Gemeinde und ab 1783 dort die älteste regionale Synagogengemeinde, zunächst mit Gottesdiensten reihum in Wohnzimmern. Der Betsaal von 1808 wurde im 20. Jahrhundert aufgegeben und die wenigen Mitglieder verteilten sich auf Nachbargemeinden. Die Gemeinde bestand nur aus höchstens 50 Personen (1890) und 1 Person (1928). Der jüdische Friedhof wurde 1895 geschlossen, andernorts aber neu errichtet.

 

Hermann ISRAEL, geboren am 7.9.1882 in Kassel, stammte aus einer kinderreichen Familie. Seine Eltern waren Heinemann ISRAEL aus Zierenberg und Julia ISRAEL, geb. Wertheim aus Hoof. Hermann ISRAEL war das mittlere von 5 Kindern. Seine älteste Schwester Rosa wurde 1876 geboren, sein älterer Bruder Max 1879. Dieser und die jüngere Schwester Anna, geboren 1885, wohnten später in Frankfurt /M und wurden 1941 von dort aus deportiert. Nur der jüngste Bruder Moritz, geboren 1887, konnte später nach USA entkommen. Als Vater Heinemann 1908 starb, wohnte Mutter Julia bis zu ihrem Tod 1923 in der Holländischen Str. 23.

Hermann ISRAEL selbst war Reisender für die Weinfirma Magnus, Hannover. Er galt als wohlhabend. Von 1882 bis 1904 wohnte er am Pferdemarkt 28, dann in der Holländischen Str. 23 bis zur Militärzeit im 1. Weltkrieg ab März 1915. Zurück vom Militär (laut Hausstandsbuch Kassel) lebte er seit 1.12.1918 wieder in der Holländischen Str. 23 II, wo auch seine Mutter noch wohnte.

 

Hermann ISRAEL und Hedwig LIPPER, die den Beruf der Kontoristin erlernt hatte, heirateten am 30.6.1922 und zogen bald darauf am 5.7.1922 in die Murhardstr.15. Laut Kasseler Hausstandsbuch wurde nach einem Jahr ihr erstes Kind Lotte am 16.6.1923 geboren, aber es starb am 4.9.1923. Drei Jahre später zog das Ehepaar am 1.10.1926 in die Wilhelmshöher Allee 6 um, und ihr Sohn Hans Manfred wurde am 30.12.1927 geboren.

Nach 12 Jahren musste die Familie in der NS-Zeit am 31.8.1939 in die Wolfhager Str. 55 umziehen. Vater Hermann ISRAEL war bereits vom 11.11. bis 10.12.1938 laut StaPo-Liste Kassel „als Aktionsjude im KL Buchenwald“ interniert worden.

Appell der "Aktionshäftlinge im November 1938 in Buchenwald - Geldkarte von Hermann Israel aus Buchenwald

Am 9.12.1941 wurde die Familie mit dem 1. Transport aus Kassel ins Ghetto Riga deportiert. Laut eidesstattlicher Versicherung von einem verwandten Zeugen, Hermann D. Neudorf, später wohnhaft in Milwaukee/Wisconsin, „starb Hans Manfred am 31.12.1942 an sogenanntem Hasentyphus“. Da war er gerade 15 Jahre alt geworden. Seine Mutter Hedwig wurde durch Beschluss des Regierungspräsidenten in Kassel (KS 9/1961) „am 8.5.1945 für tot erklärt“. Vater Hermann wurde laut oben genanntem Zeugen „am 28.8.1944 im Hochwald Bikernieki bei Riga erschossen“. Belege gibt es auch dafür nicht.

Ghetto Riga (Bundesarchiv)

Mögliche Nachfahren zu den Angehörigen in den USA konnten bislang nicht ermittelt werden:

Hermanns Bruder Moritz ISRAEL geboren 1887 wanderte nach New York City /USA aus.

Hedwig Israels Schwester Emmy WOLFF, geb. Lipper, 1898 in Blomberg geboren, konnte auch entkommen. Die gelernte Modistin war verwitwet, als sie 1956 von Milwaukee/Wisconsin aus Wiedergutmachung beantragte. Der Antrag wurde als „nicht antragsberechtigt“ im Juni.1961 zunächst vom Regierungspräsidium abgelehnt. Nach geänderter Rechtslage wäre sie später zwar antragsberechtigt gewesen, hat aber nichts mehr unternommen.

 

Gudrun Schmidt

Oktober 2024

Verlegung am 17. Oktober 2024

 

 

 

Quellen:

„Namen und Schicksale der Juden Kassels“, bearbeitet von B. Kleinert und W. Prinz, Hrsg.. Stadt Kassel 1986

Stadtarchiv Kassel, Hausstandsbuch Bestand A 3.33 /2

Standesamt Blomberg

Arolsen Archives, Coov of 6.3.3.2/ 104738498, 493, 494, 496 sowie 1.2.1.1/11201471 u. 475

Hessisches Hauptstaatsarchiv Wiesbaden: HHStAW Bestand 518 Nr. 72292 (und Beiakte K 03638) (Entschädigungsakte Hedwig Israel)

Stadt Blomberg:  „Geschichte der Juden in Blomberg“

https://www.xn-jüdische-gemeinden-22b.de/index

 

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