Lehmann Tannenbaum

Friedrich-Ebert-Straße 27 (früher Hohenzollernstraße)

die Urenkenkelin von Lehmann Tannebaum (mit dem Mikrofon) erinnert an Lehmann Tannenbaum

Mein Urgroßvater Lehmann Tannenbaum wurde am 16.06.1871 in Wanfried geboren. Er heiratete im Jahr 1904 Konstanze, die bereits einen unehelichen Sohn Franz hatte. Mit ihr lebte er seit 1913 in Kassel.

Lehmann besuchte die Realschule, absolvierte eine Ausbildung als Bildhauer und studierte anschließend in der Bildhauerklasse an der Kunstakademie in Kassel. Er führte das Antiquitätengeschäft seines Vaters in der Germaniastraße zum bedeutendsten Unternehmen in Kassel und war Experte auf den Gebieten der Holzschnitzerei, Malerei, Vergoldung, Holzkonstruktion und Bildhauerei.

Darüber hinaus war er bis zum Verbot zur Ausübung seines Berufes bis 1936 Antiquitäten-Sachverständiger am Amtsgericht Kassel. Mit seiner Frau Konstanze hatte Lehmann noch drei weitere Kinder: Heinz (meinen Großvater), Rudi und Lucie. Zuletzt lebte die Familie in der damaligen Hohenzollernstr. 27, jetzt: Friedrich-Ebert-Straße 27. Das Haus fiel den Bomben zum Opfer, das Grundstück musste nach dem Krieg an die Stadt Kassel verkauft werden.

 

Des öfteren wurde er von der Gestapo verhaftet und verhört, misshandelt und geschlagen. Im Februar 1942 wurde er in Schutzhaft genommen und im Arbeits- und Erziehungslager Breitenau inhaftiert. Am 7.7.1942 erfolgte die Verlegung in das KZ Dachau und am 11.11.1942 in das KZ Auschwitz, wo er am 14.11.1942 ermordet wurde.

 

 Als Haftgrund ist den Unterlagen des KZ Breitenau zu entnehmen:

"Der Obengenannte [Lehmann Tannenbaum] ist Jude und dementsprechend auch als solcher zu behandeln."

 

Lehmann war nach meinen Informationen kein streng gläubiger Jude. Er war ein liebevoller Vater und Großvater, ein hochangesehener Experte in seinem Beruf und stets fröhlich und freundlich. Selbst seinen Peinigern gegenüber hegte er nie Argwohn oder Wut.

 

 

 

Möge sein Andenken bewahrt und die Erinnerung an diesen wunderbaren Menschen bewahrt werden – nicht zuletzt durch meinen Sohn Lars-Lehmann Graviat.

 

Sylvia Tannenbaum (geschiedene Graviat)

 

 

 

 

 

 

 

Der Stolperstein für Lehmann Tannenbaum musste während der Bauarbeiten in der Friedrich-Ebert-Straße vorübergehend wieder entfernt werden, wurde aber mit der Fertigstellung der umgebauten Straße erneut verlegt.

 

 

 

 

Bei seiner Wiederverlegung im Rahmen einer kleinen Zeremonie am 20. August 2015 waren u. a. dabei: Jochen Boczkowski (Vorsitzender Stolpersteine in Kassel e. V.), die Apothekerfamilie Parzefall als Steinpaten und Sylvia Tannenbaum, die Urenkelin Lehmann Tannenbaums (von rechts).

 

 

 

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