Paul Otto Schneider

Entenanger 10 (früher Mittelgasse 26)

 

Paul Otto Schneider

 

wurde am 5. August 1886 in Treuenbrietzen (Brandenburg) geboren. Er heiratete am 23.10. 1910 die aus Oberschlesien stammende Emmi Schneider, geb. Deichsel. Ein gemeinsames Kind, geboren im Jahre 1912, verstarb bereits 3 Wochen nach der Geburt. Später wurde die 1920 geborene Erna adoptiert. Anfang der 1930er Jahre war Paul Otto Schneider bereits ein aktives Mitglied der Kasseler Gemeinde der Zeugen Jehovas.

 

 

Er war einer der ersten verhafteten Zeugen Jehovas in Nordhessen nach dem Verbot auf der Grundlage der Reichstagsbrandverordnung im Jahre 1933.

 

Am 20. Juni 37 wird zwischen 12 und 13 Uhr ein „Offener Brief“ als doppelseitiges Flugblatt in der Auflage von 69.000 Stück heimlich an die Haushalte in Deutschland verteilt.

Am 20.Juni 1937 wird auch in Kassel dieses Flugblatt verteilt. Danach kommt es zu Verhaftungen von Angehörigen der hiesigen Gemeinde, u.a. wird auch Paul Otto Schneider am
12.Juli 1937 inhaftiert.

 

Zunächst im Gefängnis in Kassel wird ihm schließlich am 29. September der Prozess gemacht. Das Sondergericht beim OLG Kassel verurteilte ihn „zum Schutz von Volk und Vaterland“ zu einem Jahr und 3 Monaten Gefängnis. Die Verlegung in das berüchtigte Strafgefängnis in Wolfenbüttel erfolgte am darauffolgenden Tag.

 

 

 

 

 

 

Hier ist das Flugblatt zu lesen


Zum 11.Oktober 1938 endet die Haft. Paul Otto Schneider kehrt zurück nach Kassel. Am 15.Oktober tritt er eine Anstellung beim Malermeister Georg Brandt an. Nur 10 Tage später wird er am Arbeitsplatz von der Gestapo verhaftet. Am 29.10.1938 kommt Schneider in das Konzentrationslager Buchenwald in Thüringen. Er erhält die Häftlingsnummer 1661. Die Aufzeichnungen dokumentieren, dass er am 25 Mai.1940 zum Arbeitskommando in die Wewelsburg transportiert wurde.

Zählappell im Winter 1941/42
Zählappell im Winter 1941/42

Bereits am 5.Juni 1940 wird Schneider in das KZ Sachsenhausen gebracht. Unter den Hunderten inhaftierten Zeugen Jehovas sind auch weitere Angehörige der Kasseler Gemeinde: zum Beispiel Rudolf Schirmacher und eben Paul Otto Schneider. Er wird mit der neuen Häftlingsnummer 25310 geführt.

 

Der Totenschein vom 30. April 1943 beschreibt als Todesursache „Lungenentzündung bei Ruhr“– eine meist zynische Umschreibung für die Folgen von Unterernährung und Misshandlung. Paul Otto Schneider kam am 29. April 1943 ums Leben.

 

                                                                                                                                       Wilfried Siegner  2014

 

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