Thekla Grünbaum, geb. Blumenfeld 1872 - 1942

in Kassel, Wolfhager Straße 55;    Verlegung 1. Juni 2022

 

Thekla Blumenfeld stammte aus Gießen. Sie ist am 18.03.1872 als Tochter von Scholem Salomon Blumenfeld und Caecilie Erlanger geboren. Die Eltern betrieben eine Kleiderhandlung in der Walltorstraße. Da sie schon früh ihre Mutter verlor, wuchs sie genau wie ihr ein Jahr jüngerer Bruder Felix bei Verwandten auf. Aus einer weiteren Ehe ihres Vaters entstammte Halbbruder Moritz. Keine Informationen über Kindheit und Schulzeit.

Nach der Eheschließung mit dem 1862 in Rotenburg/Fulda geborenen Max Grünbaum wohnt das Paar zunächst bei dessen Eltern in der Sedanstraße, der heutigen Sickingenstraße. Heinemann und Betty Grünbaum waren seit 1870 in Cassel ansässig.

In der Wörthstraße – heute Hoffmann von Fallersleben Straße – betrieb er eine Dütenfabrik (Adressbuch 1873).

Die Dütenkleberei entwickelte sich zu einem Druckereibetrieb, da die Düten mit Aufdruck versehen wurden. Sodass der Betrieb um die Jahrhundertwende als Papierwarenfabrik, Buch- und Steindruckerei, Kunstanstalt firmierte. Etwa zeitgleich wurde der Betrieb in die Wolfhager Straße verlegt. Die Firma ging auf die nächste Generation über:

 

Max Grünbaum 1862 - 1923 = Theklas Ehemann

Ferdinand Grünbaum 1863 - 1919

Gustav Kirschbaum 1856 - 1933 Schwager von Heinemann Grünbaum

 

Ab 1900 lebten Thekla und Max Grünbaum zusammen mit ihren 4 Kindern in der Wolfhager Straße 55.

 

Tochter Caecilie geboren 1895 Kassel

Sohn Kurt Wilhelm geboren 1897 Kassel

Sohn Franz Moritz geboren 1899 Weimar

Tochter Rosemarie geboren 1912 Kassel

 

 

Nach dem Tod ihres Mannes in 1923 wird Thekla Mitinhaberin der Firma und des Grundstücks und ab 1936 alleinige Gesellschafterin. Die Weltwirtschaftskrise der 1920-er Jahre und der Tod des Seniorchefs Heinemann (1916) und der Nachfolger Max und Ferdinand dürfte die geschäftliche Entwicklung beeinflusst haben. Im Zuge der Arisierung verlor Thekla 1936 das Eigentum am Betrieb und Grundstück an einen Konkurrenten.

Dennoch wohnte sie weiter in ihrer Wohnung Wolfhager Straße 55 mit Telefonanschluss. Im Februar 1941 wechselte sie zu ihrem Bruder, dem Kinderarzt Dr. Felix Blumenfeld, in dieFürstenstraße 21 (heute Hugo Preuß 35). Nach dem Freitod von Felix am 25. Januar 1942 verließ sie Kassel. Vom 1.Februar 1942 datiert ihre Ummeldung nach Krefeld zu ihrer Tochter Caecilie Herzog. Verwirrend ist dieses Datum, da kurz vorher Tochter Caecilie mit Ehemann ins Getto Riga deportiert worden sind. Es kann sein, dass Thekla von diesem Abtransport nichts erfahren hatte. So musste sie in einem Krefelder Judenhaus ihr Leben fristen, bevor sie am 25. Juli1942 von Düsseldorf nach Theresienstadt und dann 2 Monate später ins Vernichtungslager Treblinka gebracht worden ist. Dieser Transport umfasste 2000 Menschen. Keiner hat überlebt.

Tochter Caecilie, JG 1895 hat 1921 Walter Herzog aus Krefeld geheiratet und dort gelebt. Caecilie und Walter sind deportiert worden. Walter ist 1944 ermordet worden. Caecilie hat Riga und Stutthoff überlebt und ist nach der Befreiung 1946 nach USA ausgewandert. Gestorben 1990 New York.

Sohn Kurt Wilhelm, JG 1897 hat Jura studiert und zum Dr. jur. promoviert. Hat zeitweilig in der Firma Grünbaum gearbeitet. 1935 ist er nach Frankfurt zu den Asbest Werken gegangen und konnte 1939 über England in die USA auswandern. Er ist 1985 in Cambridge/Mass. gestorben.

Sohn Franz Moritz, JG 1899, Abitur, 1920/21 Studium Volkswirtschaft und Arbeitsrecht in Frankfurt. 1935 Emigration Südafrika, 1937 USA, Gestorben 1980 in Cambridge/Mass,

Tochter Rosemarie, JG 1912, Flucht 1933 England, Heirat mit Ernest Heymann,1940 USA, Gestorben 2004 New York

Jochen Boczkowski im Mai 2022

Quellen:

Kleinert und Prinz: Namen und Schicksale der Juden Kassels 1933-1945 – HG Stadt Kassel 1986 Bundesarchiv: Gedenkbuch Opfer der Verfolgung der Juden

Stadtarchiv Kassel: Meldeakten, Adressbücher Kassel

Hauptstaatsarchiv Wiesbaden: E-Akten Grünbaum – HHStAW Signatur 518 / 335, 19673, 58290

Helmut Thiele: Die jüdischen Einwohner zu Kassel - https://orka.bibliothek.uni-kassel.de/viewer/image/14

https://jinh.lima-city.de/index-gene.htm Die Grünbaum-Familie von Rotenburg https://brotmanblog.com/2021/10/26/the-children-of-thekla-and-felix-blumenfeld-part-iv-the-survivors/ https://www.krefeld.de/de/kulturbuero/zum-beispiel-familie-herzog/

Gedenkblatt aus Yad Vashem verfasst von Renate Cahn, Tochter von Caecilie Herzog und Enkelin von Thea

 

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