Wilhelm Marker

Dorothea-Viehmann-Straße 4

Die Wilhelm-Marker-Straße in Niederzwehren östlich der Lukaskirche
Die Wilhelm-Marker-Straße in Niederzwehren östlich der Lukaskirche

Karl Heinrich Wilhelm (Fipse) Marker wurde am 22. August 1894 in Hofgeismar geboren. Schon früh verlor er seinen Vater. Die Mutter musste als Putzfrau den Unterhalt der Familie verdienen. So wurde er in ärmlichen Verhältnissen groß. Diese führten dazu, dass er trotz seiner sehr guten schulischen Leistungen die Schule verlassen und eine Lehre als Schuhmacher beginnen musste.

 

 Schon als Lehrling schloss sich Wilhelm Marker der Arbeiterbewegung an. Als Mitglied der SPD wählten ihn bei Kriegsende 1918 seine Kameraden in den Soldatenrat. Die Ereignisse der ersten Nachkriegsjahre – so nahm er 1920 am Kampf gegen den Kapp-Putsch teil – veranlassten ihn, sich zuerst der USPD und danach der KPD anzuschließen, deren Bezirksleitung er später angehörte.

 Von 1926 an hatte Wilhelm Marker seinen Wohnsitz in Niederzwehren. Er war gleich für die KPD in den Gemeinderat der damals noch selbstständigen Gemeinde Niederzwehren gewählt worden. Unermüdlich setzte er sich für die Interessen der arbeitenden Bevölkerung ein, besonders für die Credé-Arbeiter. Er half auch Mietern und Kleinbauern. Bis 1933 wurde er immer wieder gewählt. Die Nazis bekamen einige Zeit in Niederzwehren kein Bein auf die Erde, da ihnen hier eine Einheitsfront mit vielen Sozialdemokraten und anderen gegenüberstand. Dazu trug auch die von Wilhelm Marker herausgegebene Kleinzeitung „Zwehrener Kauz“ bei. Diese vertrat konsequent soziale Interessen und wurde zum Hilfsmittel beim antifaschistischen Kampf. Nach 1933 erschien sie illegal und wurde von Hand zu Hand weiter gereicht.

 

 Im Februar 1933 beteiligte sich Wilhelm Marker als Landtagskandidat am Wahlkampf. Als nach dem Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 die Verfolgung der Kommunisten noch verstärkt wurde, musste er in den Untergrund gehen. Noch über ein Jahr konnte er den Kampf gegen die Nazis durchhalten. So rief er in einem Flugblatt die Kleinbauern von Helsa zum Steuerstreik auf. Im April 1934 jedoch spürte ihn die Gestapo in der Nähe von Eschwege auf und verhafteten ihn. Er wurde von der Gestapo furchtbar gefoltert, aber sie bekam nichts aus ihm heraus. Das magere Prozessmaterial reichte „nur“ für eine Verurteilung „wegen Vorbereitung eines hochverräterischen Unternehmens“ zu anderthalb Jahren Gefängnis. Nach Verbüßung der Haft verschleppte man ihn, „weil er seine Gesinnung nicht geändert hat“, in das Konzentrationslager Esterwegen und später in das KZ Sachsenhausen. Ihn begleitete der Vermerk der Kasseler Gestapo „Rückkehr unerwünscht“.

 

 In einem Hungerblock, in dem Juden auf Befehl der Lagerleitung unbeschreiblich gequält wurden, hatte Wilhelm Marker die Pflichten eines Stubenältesten zu erfüllen. Da er trotz mehrerer Verwarnungen alles in seinen Kräften stehende tat, um den Gequälten zu helfen, wurde er durch einen Berufsverbrecher abgelöst, in die Strafkompanie versetzt.

 

Wenige Tage danach wurde Wilhelm Marker nachts im Waschraum vom Wachpersonal brutal ermordet. Seine Frau erhielt am 22. April 1940 die zynische Mitteilung: „Ehemann verübte Selbstmord.“

 

 

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