Wilhelm Weltner verweigerte sich als Zeuge Jehovas Ansinnen der NS-Diktatur und wurde deshalb jahrelang inhaftiert.
Er wurde am 14.12.1903 in Ippinghausen geboren und heiratete Sophie Schäfer im Jahre 1928. Sophie und Wilhelm hatten 3 Kinder. Leider verstarben die Zwillinge kurz nach der Geburt.
Bei Jörg Kammler heißt es in seinem Buch "Ich habe die Metzelei satt und laufe über ... ":
„Der Kasseler Arbeiter Wilhelm Weltner, geboren am 14. 12. 1903, war 1933 zu den Zeugen Jehovas gestoßen. Er beteiligte sich auch nach dem baldigen Verbot der Bibelforscher-Vereinigung an den Aktivitäten der Kasseler Gruppe und zeigte demonstrativ seine Ablehnung der "nationalen Revolution". Er beteiligte sich weder an den Wahlen und Abstimmungen des Regimes, noch nahm er an den Veranstaltungen zum "Tag der nationalen Arbeit" am 1. Mai teil, zu denen die Belegschaften der Kasseler Betriebe und Behörden in den ersten Jahren der Diktatur geschlossen hingeführt wurden. Weil er den Hitler-Gruß verweigerte und als Post-Kraftfahrer konsequent das Tragen einer Waffe im Postschutz-Dienst ablehnte, wurde er im Februar 1935 von der Reichspostdirektion Kassel fristlos entlassen. Ein Örtlicher Parteifunktionär sorgte auch dafür, dass er seine glücklich gefundene Stellung bei einem Kasseler Feinkostgeschäft (Lottermoser) bald wieder verlor."
Er fand daraufhin eine Anstellung bei Mistra-Boersch als Kraftfahrer im Juli 1936.
Kammler schreibt:
„Im Dezember 1936 wurde Weltner nach der Flugblatt-Aktion der Kasseler Bibelforscher verhaftet. Von der Kasseler Gestapo schwer misshandelt, wurde er nach einigen Monaten Untersuchungshaft vom Kasseler Sondergericht zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt.“
Die Verhaftung geschah wohl 3 Tage nach der geheimen Flugblatt-Aktion am 15.12.1936. Am 5. Mai 1937 wurde Wilhelm vom Sondergericht des OLG Kassel zu 1 Jahr und 9 Monaten Haft verurteilt. Die Haftstrafe wurde im Gefängnis Kassel und ab dem 12. Mai 1937 im Gefängnis Hannover verbüßt.
Arbeitsbescheinigung und Häftlingskarte aus Wehlheiden von Wilhelm Weltner (HHStAW 518 nr7 730 - HStAN 251)
Am 5.12. 1938 wurde Wilhelm Weltner in das Polizeigefängnis Hannover überstellt und dort am 9.12.1938 entlassen.
Mit der Hilfe seines letzten Arbeitgebers, konnte Wilhelm bei einer in Frankreich für die Organisation Todt arbeitenden Straßenbaufirma unterzukommen und so der Konfrontation mit der Wehrmacht als Wehrdienstverweigerer entgehen.
Nach 1945 fand er wieder eine Anstellung im Postdienst und half Opfern des NS-Regimes ihre Wiedergutmachungsansprüche durchzusetzen. Er starb im Jahre 1958.
Wilfried Siegner, September 2022