Seit 1348 ist in Kassel ein jüdisches Bethaus nachgewiesen, was bekannt ist, da die jüdischen Einwohner während der Pest 1348/49 der Brunnenvergiftung beschuldigt wurden. Landgraf Philipp von Hessen vertrieb die Juden während Reformation, holte später aber wieder "Hofjuden" zur Geldbeschaffung ins Land. Ihr Wohnrecht mussten die Juden teuer erkaufen. Es war ihnen nur erlaubt, Handelsberufe auszuüben, erst Anfangs des 19. Jh. bekamen sie auch Zugang zu Handwerksberufen. Nach Napoleons Sieg und der Errichtung des Königreichs Westfalen erklärte Napoleons Bruder König Jérome von Westfalen am 27.1.1808 alle Juden für gleichberechtigt. Der absolutistische Kurfürst Wilhelm I hob diese Gleichberechtigung nach seiner Rückkehr 1813 wieder auf. Die volle Gleichberechtigung erhielt die jüdische Bevölkerung offiziell erst 1869 unter preußischer Herrschaft.
Im 19. Jh. waren jüdische Familien über die gesamte Altstadt und Unterneustadt verstreut und ins bürgerliche Leben der Stadt integriert. Hervorzuheben ist ihr enormes soziales Engagement, z.B. bei Armenspeisungen, in der Krankenpflege und der Waisenfürsorge. Ein ghettoartiges Judenviertel hat es in Kassel nie gegeben.
Die große Kasseler Synagoge wurde 1839 in der Unteren Königsstraße erbaut, die Gemeinde hatte damals 275 registrierte Mitglieder. Bis zur Weimarer Republik waren es bereits 2300 Gläubige, was etwa 1-2 Prozent der Kasseler Bevölkerung entsprach. Eine zweite Synagoge wurde später von orthodoxen Juden erbaut.
Nach Hitlers Machtergreifung 1933 konnte ein großer Teil der Kasseler Juden rechtzeitig flüchten. Dennoch starben etwa 800 Kasseler Juden 1941-1943 in Riga, Theresienstadt und Majdanek. Starke nationalsozialistische Kräfte in Kassel machten es möglich, daß in der Stadt die sog. Reichskristallnacht "geprobt" wurde. Sie fand in Kassel bereits in der Nacht vom 7. auf 8. November 1938. Nach "problemloser" Durchführung in Kassel wurden dann in der darauffolgenden Nacht im restlichen Deutschen Reich ebenfalls Juden aus ihren Wohnungen verschleppt und entwürdigt, jüdische Wohnungen und Geschäfte geplündert und verwüstet und schließlich Synagogen zerstört und in Brand gesteckt. Auch die Kasseler Synagoge viel dem Mob zum Opfer.
Per Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens (RGBl.I, vom 3. Dezember 1938) zwang das nationalsozialistische Deutsche Reich jüdische Hauseigentümer, ihre Immobilien, meist unter Marktwert, an „Arier“ zu verkaufen. Ziel dabei war einerseits die pseudo-rechtsstaatliche Übertragung jüdischen Eigentums an Deutsche und andererseits die zentrale Zusammenfassung von Juden und deren bessere Kontrolle durch NS-Organe. Darüber hinaus wurde Wohnraum für Deutsche frei, da die Juden in den Judenhäusern unter äußerst beschränkten Wohnraumverhältnissen leben mussten.
Eine zentrale gesetzliche Grundlage für die Einschränkung der Wohnungsfreiheit der jüdischen Bevölkerung lieferte das "Gesetz über Mietverhältnisse mit Juden" vom 30.4.1939. Ein deutscher Vermieter durfte seinen jüdischen Mietern kündigen, wenn er durch eine amtliche Bescheinigung nachweisen konnte, dass die "anderweitige Unterbringung des Mieters" sichergestellt war. Gleichzeitig legte das Gesetz fest, dass Juden, die noch über eigene Wohnräume verfügten, zur Aufnahme wohnungsloser jüdischer Familien verpflichtet waren.
Darauf folgte die Weisung Görings vom September 1939, die Juden nach Möglichkeit in eigenen Häusern, nicht jedoch in eigenen Bezirken zusammenzufassen. Ab Herbst 1939 begann die Zusammenlegung der jüdischen Bevölkerung in sogenannten 'Judenhäusern'."
Die Zusammenlegung der Juden in "Judenhäusern" war Aufgabe der örtlichen Wohnungsämter.
Die zwangsweise eingewiesenen Menschen lebten oft auf engstem Raum und unter menschenunwürdigen Bedingungen zusammen. Die Haustüren durften nachts nicht verschlossen werden. Die Gestapo wollte jederzeit Zugang zu den Häusern haben. Oft wurden die jüdischen Bewohner von ‘Mitbürgern’ und Gestapoleuten belästigt. Jedes dieser Judenhäuser wurde so eine Art ‘Klein-Ghetto’ in unmittelbarer Nachbarschaft von Häusern mit nichtjüdischen Bewohnern.
In der Großen Rosenstraße 22 wurde ein sogenanntes Judenhaus in einem bereits bestehenden jüdischen Altersheim eingerichtet. Hier mussten Juden zwangsweise wohnen. Durch das Schild "Hier wohnen Juden" waren die Häuser auch für die übrige Bevölkerung zu erkennen. Bis 1942 wurden in der Rosenstraße auch Gottesdienste abgehalten. Am 7. September 1942 verließ ein Deportationszug den Kasseler Hauptbahnhof; in diesem befanden sich viele Bewohner dieses Hauses.
In der Schillerstraße 9 bestand ein so genanntes Judenhaus. In diesem mussten Juden zwangsweise wohnen. Für die Öffentlichkeit war das Haus kenntlich gemacht mit dem Schild "Hier wohnen Juden".
Die Häuser am Anfang der Schillerstraße sind beim Bombeangriff in 1943 vollkommen zerstört worden. Nach 1945 wurden hier mehrere Schulen errichtet, darunter die Paul-Julius-von-Reuterschule (Schillerstraße 5-9).
In der Schillerstraße 7 wurde ein sogenanntes Judenhaus eingerichtet. Das Haus war durch das Schild "Hier wohnen Juden" für die Öffentlichkeit kenntlich gemacht worden.
Die Häuser am Anfang der Schillerstraße sind beim Bombeangriff in 1943 vollkommen zerstört worden. Nach 1945 wurden hier mehrere Schulen errichtet, darunter die Paul-Julius-von-Reuter-Schule (Schillerstraße 5-9).
In dem Gebäude Tränkepforte 1/2 war ein sogenanntes Judenhaus eingerichtet worden. In diesem mussten Juden zwangsweise wohnen. Um dieses Haus auch nach außen erkennbar zu machen, wurde das Schild "Hier wohnen Juden" am Haus angebracht. Das Gebäude wurde im Krieg zerstört. An seiner Stelle wurde ein Neubau errichtet.
In der Königsstraße 83 war ein sogenannte Judenhaus eingerichtet worden. Juden mussten hier zwangsweise wohnen. Nach außen wurde das Gebäude durch das Schild "Hier wohnen Juden" kenntlich gemacht.
Das Haus erwarb in den 1920er Jahren der Bankier a. D. Alexander Fiorino. Neben ihm wohnten dort im Lauf der Zeit auch einige andere jüdische Familien. Gegen Ende der 30er und zu Beginn der 40er
Jahre, wurden zahlreiche Juden aus der Region, aber auch aus Kassel in das Haus zwangseingewiesen. Insgesamt gibt es 30 Opfer des Nationalsozialismus die zeitweise hier wohnten. (mehr)
Errichtet 1896 als repräsentatives Zuhause der jüdischen Unternehmerfamilie Scheyer wurde die sogenannte „Grüne Villa“ von jüdischen Familien bewohnt, von denen viele ins Ausland emigrieren konnten. Von den Nazis wurde sie zum „Judenhaus“ gemacht, in dem rassisch Verfolgte, die als „Mischlinge“ galten oder den Schutz „privilegierter Mischehen“ besaßen, konzentriert wurden.
Die Barackensiedlung war 1933 ursprünglich für Obdachlose eingerichtet worden. Die Räume, in denen die jüdischen Familien untergebracht wurden, maßen zwischen 10 und 12 qm. Seit 1936 wurden in eine Barackensiedlung 10 bis 15 jüdische Familien, zum Teil auch vom Wohlfahrtsamt, eingewiesen.
1942 wurde auf der Wartekuppe neben anderen Lagerteilen ein "Mischlingslager" eingerichtet. In einer "Judenbaracke" wurden Jüdinnen und Juden, die in "Mischehen" lebten, oder einen jüdischen Elternteil hatten, untergebracht. Die Baracke war von einem hohen Zaun umgeben, bewacht und durfte nur zur Zwangsanrbeit verlassen werden.Neun oder zehn solcher "Mischlingsfamilien" sollen hier auf engsten Raum gelebt haben. Einige Jahre nach dem Krieg wurde die "Judenbaracke" als Haftort anerkannt.
Am Anfang der Gießbergstraße, am Lutherplatz, Haus Nr. 7 befand sich das israelitische Waisenhaus (1856 gegründet). 1899 wurde ein neues, modernes Gebäude errichtet, das Platz für 40 Waisenkinder aus Kassel und ab 1908 aus ganz Preußen bot. Levy Heilbrunn, der "Waisenhausinspektor"; wurde 1939 wurde 1939 verhaftet und kam bei den polizeilichen Verhören ums Leben. 1942 wurde das Waisenhaus geschlossen.
mehr zum Israelitischen Waisenhaus gibt es hier
Vom jüdischen Altersheim in der Mombachstraße wurden im September 1942 76 Meschen nach Theresienstadt deportiert, darunter auch Sara Nußbaum, die viele Jahre als Gemeindeschwester der Jüdischen Gemeinde in Kassel tätig war. Ihre besondere Fürsorge galt dem jüdischen Altersheim in der Mombachstraße und nach dem Tode ihres Ehemannes übernahm sie die Pflege und Aufsicht im Jüdischen Waisenhaus.
Weitere Informationen zum jüdischen Altersheim gibt es hier.
Heute befindet sich dort die Walter-Hecker-Schule, die sich zukünftig Arnold-Bode-Schule nennen wird.
Die Turnhalle der Bürgerschule Holländische Straße diente als Lager für den Hausrat deportierter Juden. Diese Gegenstände wurden an Kasseler Bürger versteigert, die im Bombenkrieg materiell geschädigt worden waren. Der Erlös dieser Auktionen, die vom "Verein für Volkswohl e.V." durchgeführt worden waren, ging an das Finanzamt.
Der Hausrat der deportierten Juden wurde in der Turnhalle der Bürgerschule Königstor und Bürgerschule Philosophenwag gesammelt und anschließend an Kasseler Bürger, die während der Luftangriffe auf die Stadt ihr Hab und Gut verloren hatten, versteigert. Der Erlös dieser Auktionen, die vom "Verein für Volkswohl e. V." durchgeführt worden waren, wurde an das Finanzamt abgeführt.
Am 9. Dezember 1941 verließ der erste Deporationszug Kassel; er hatte Riga zum Ziel. Unter den 1000 Deportierten befanden sich 463 Kasseler Jüdinnen und Juden. Der zweite Zug, der am 1. Juli 1942 den Bahnhof verließ, deportierte 99 jüdische Männer und Frauen aus der Stadt nach Lublin und der dritte transportierte am 7. September 1942 322 Menschen aus Kassel nach Theresienstadt. Unter den Deportierten im dritten Zug befanden sich viele Bewohner der Großen Rosenstraße.
Das Gebäude bestand aus drei Gebäudeflügeln.
Im Zusammenhang der Novemberpogrome verhaftete die Polizei am 10. und 11. November 1938 die jüdischen Männer, die ihnen nicht entkommen konnten. Die Aktion traf im Reich zehntausende, in der Region hunderte jüdische Männer. 258 von ihnen kamen am 11. November mit einem Transport aus Kassel in Buchenwald an. Zentrale Sammelstelle für die Region war nach der Anordnung der Staatspolizeistelle Kassel die Kaserne der Schutzpolizei in der Hohenzollernstraße 106, der ehemaligen Infanteriekaserne des 83er Regiments.
Im Frühjahr 1933 diente das Polizeigefängnis in Kassel Königstor 31 als Haftort für Kommunisten und Sozialdemokraten, die in eine Schießerei mit der SA verwickelt gewesen waren. Hier verblieben die Häftlinge bis zu ihrem Prozess, der in aller Eile vor dem Sondergericht stattfand.
Im Juni 1942 wurde ein Sinto in das Polizeigefängnis Kassel eingeliefert. Auch im folgenden Jahr wurde ein Angehöriger dieser Volksgruppe für zwei Monate im Königstor inhaftiert.
Im Polizeigefängnis kam es auch zu Todesfällen; so wurde im Oktober 1936 ein politischer Gegner des Nationalsozialismus dort zu Tode geprügelt. Später: Gestapostelle Polizeipräsidium
Auedamm 23 Das "Haus der Arbeiterwassersportler", eine Einrichtung der Arbeiterbewegung, wurde 1933 von den Behörden an den Kasseler SS-Pioniersturm übergeben, der es zunächst als Folterort nutzte. Politische Gegner wurden hierher verschleppt und mißhandelt.
Auf der Wartekuppe gab es seit 1937 ein Lager, in dem Sinti und Roma in einem „Zigeunerlager“ (auf dem ehemaligen Sportplatz der Gemeinde) hinter Stacheldraht in ihren Wohnwagen inhaftiert und bewacht wurden, ehe sie um die Jahreswende 1939/40 abgeschoben und mit großer Wahrscheinlichkeit am Ende in einem Vernichtungslager ermordet wurden. Eventuell setten die ersten Deportationen bereits 1938 ein, da sich im Laufe des Jahres die Anzahl der Lagerbewohner von 200 auf 38 reduziert hatte.